Fotografia © Roger Frei
Fotografia © Büro Horváth

Wohnüberbauung Chalavus Seniorenwohnungen

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Any
2009

Die Wohnüberbauung Chalavus liegt in St. Moritz Bad, unweit der Seepromenade und den örtlichen Naherholungsgebieten. Geschlossene Gebäudezeilen säumen die belebte Geschäftsstrasse Via dal Bagn und machen den Strassenraum zu einem Ort, der zu städtischem Flanieren einlädt. Dahinter lockert sich die umliegende Siedlungsstruktur zur alpinen Landschaft hin zunehmends auf.

Die Wohnüberbauung Chalavus schält ebendiese divergenten Qualitäten des Ortes heraus. Den beiden unter-schiedlichen städtischen und landschaftlichen Gesichtern von St. Moritz Bad wird in der städtebaulichen Setzung des Neubauvolumens Rechnung getragen. Das Gebäude schliesst entlang der Via dal Bagn eine Baulücke. Dieses verdichtete Bauen klärt die städtebauliche Situation und lässt zwei ungleiche Aussenräume entstehen: zum einen wird die Via dal Bagn als Geschäftsstrasse räumlich klar definiert, zum andern entsteht auf der Rückseite zur Strasse ein hofartiger Aussenraum, der die umliegenden Gebäude in einer Gesamtanlage mit einbezieht.

Der vom Verkehrslärm abgeschirmte Hof schafft inmitten des dichtbebauten Quartiers eine unerwartete räumliche Weite, die den Blick auf die malerische Gebirgslandschaft öffnet. Die Mittags- und Abendsonne durchflutet den Innenhof und lässt ihn zu einem sonnigen Aussenaufenthaltsbereich werden.

Die skulpturale Modellierung des Baukörpers lässt die Überbauung trotz ihres Ausmasses elegant und räumlich spannungsvoll in Erscheinung treten. Der Bau erinnert an die um die Jahrhundertwende im Bündner Stil errichteten Grandhotels wie La Margna oder das Suvretta Haus. Während die Arkade über dem Erdgeschoss als städtebauliches Element den Strassenraum in der Horizontalen definiert, signalisiert die volumetrische Überhöhung am hinteren Teil der Überbauung den vertikalen Abschluss der Anlage und die architektonische Anbindung an die folgenden aufragenden Wohn- und Geschäftshäuser. Die Travertinverkleidung des Sockelgeschosses unterstützt diese Absicht.



Die Materialwahl und die Farbgebung suchen ihren Ursprung in der regionalen Baukultur, nicht jedoch ohne den Anspruch der Transformation tradierter Elemente in die Neuzeit. Das Sockelgeschoss ist mit Travertin verkleidet. Die Dachrandausbildung, ebenfalls in Stein gehalten, zitiert die Dachabschlüsse der klassizistisch anmutenden Häuser, die nach den Bränden in Zernez und Lavin entstanden sind, so dass insgesamt eine sehr städtische Wahrnehmung erreicht wird.

In Anlehnung an die in Besenwurf-Technik aufgetragenen Putze der Bündnerstil-Häuser aus dem frühen 20. Jahrhundert zeichnet sich der Neubau durch seinen grobkörnigen Fassadenputz aus. Der dumpfe Erdton der Fassade kontrastiert mit den flächig weissen Fensterumrahmungen. Die architektonische Ausbildung der Fenster nimmt Anleihen an den Trichterfenstern alter Engadinerhäuser, reduziert sie jedoch auf eine abstrahierte und kubische Ornamentik. Die Fenster liegen in vorfabrizierten Gewändemodulen unterschiedlicher Leibungstiefen. Während die Zimmerfenster ähnlich den Trichterfenstern alter Engadiner Häuser tiefe Leibungen aufweisen, vermitteln die aussen angeschlagenen, fein strukturierten französischen Fenster einen städtischen Charakter. Von einem Rückgriff auf Tradition und Geschichte zeugen auch die akzentuierten grossformatigen Panoramafenster. Es ist eine zeitgemässe Transformation des »balcun tort« in die heutige Architektursprache.

Vermittelt die Fassade zur Via dal Bagn einen steinernen Ausdruck, so schwingt sich um die Hoffassade eine Verkleidung aus Engadiner Lärchenschindeln. Der Kontrast zwischen der Strassen- und der Hofseite thematisiert die divergierenden Qualitäten des Quartiers: städtisch steinern zum einen, ländlich alpin zum andern. Holzfriese strukturieren die Schindelfassade in der Horizontalen und verleihen ihr ein dynamisches Erscheinungsbild. Das in der Abendsonne schimmernde Schindelkleid erzeugt im Hof eine angenehme Wärme und reagiert auf diese »weichere« Seite mit angemessener Geste.

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